Liebe, Freude, Kreativität und Ordnungsstruktur sind aber keine Produkte, die man kaufen kann, von denen es ein Depot gibt, das man durch Schlauheit erwerben oder unter Gewaltanwendung ausrauben kann, um an dessen Inhalt heranzukommen. Nein! Liebe, Freude, Kreativität und Ordnungsstruktur, sind die tragenden Säulen unseres menschlichen Lebens und der menschlichen Wertschöpfung. Sie haben ihren Ursprung im Transzendenten und bedingen einander in ihrer Existenz. Liebe ohne Freude, Kreativität und einer Ordnungsstruktur ist einfach unvorstellbar. Bitte korrigieren Sie mich, falls ich hier nicht richtig liegen sollte, aber eine Liebe freudlos, wirr und ideenarm ist nicht was wir suchen; im Gegenteil, wenn ich jemanden oder etwas von Herzen liebe, sind Freude, Ideenreichtum und Klarheit fast so etwas wie natürliche Begleiter. Mit der Freude verhält es sich ebenso. Ohne Liebe, Kreativität und einer verläßlichen Ordnungsstruktur wird dauerhafte Freude nicht entstehen. Die Kreativität basiert auf liebendem, freudvollem Hineinversetzen und fordert eine klare Ordnungsstruktur in der Abfolge der einzelnen Schritte.
Ein begnadeter Künstler, der seine Arbeit liebt, gebraucht seine schöpferischen Fähigkeiten und hat Freude an seinem Tun. Er ist selbst dann noch von seiner Kunst überzeugt, wenn die Menschen um ihn herum nicht mehr begreifen, was er tut. Vieles von dem, was wir bis in unsere Tage herein als große Kulturgüter der Vergangenheit schätzen, mit denen sich viel Geld machen läßt, entstand in einer Zeit und in einer Umgebung, die diesen Wert nicht erkannte und zu würdigen wußte. Sie haben deswegen Bestand, weil Liebe, (hingebungsvolle Zuwendung) Freude, (große Erwartung) Kreativität, (schöpferischer Ideenreichtum) und Ordnungsstruktur eine klare Methode, die ja allesamt nichtmateriellen Ursprungs sind, ihnen einen unvergänglichen Wert verleiht.
Wie sieht es nun mit den Pflanzen und den Tieren, dem Wasser und der
Luft, dem Licht und der Wärme, dem fruchtbaren Mutterboden, ja, dem
gesamten Universum aus? Auch hier dürfen wir einen Schöpfer annehmen.
Liebe, Freude, Kreativität und Ordnungsstrukturen sind der Urstoff
aus dem das Universum und das Leben auf unserer Erde gemacht ist.
Die menschliche Logik ist da etwas anders als die rein materialistische. Hier war für Gott oder für mehrere Götter immer Platz. Angefangen von den Urreligionen bis hin zu den hochentwickelten Kulturen aller Kontinente wurden höhere Wesen verehrt und angebetet. Ihnen zu Ehren wurden Feste gefeiert, Feiertage eingeführt, und Zeitrechnungen begonnen.
Die rein materialistisch - orientierte Betrachtungsweise konzentriert
sich hauptsächlich auf die Ordnungsstrukturen im Universum und sie
hat großartige Erkenntnisse gewonnen. Wir wissen heute vieles über
das Weltall, die Erde, über Pflanzen und Tiere, über Medizin,
Mathematik und Philosophie, über die Verwendung von Rohstoffen und
dergleichen mehr.
Ein Garten, der mit Liebe und Freude gestaltet ist, wirkt anders auf uns als ein Garten, dem man anmerkt, daß diese Elemente fehlen. Auch in einer Familie spielen Liebe, Freude, Kreativität und Ordnung die tragende Rolle. Eine Arbeit mit Liebe, Freude, Kreativität, klarer Logik und guter Methode gemacht wird eher erfolgreich sein, als eine Arbeit, die lieblos und mißmutig, uninspiriert und schlampig gemacht wurde.
Die herausragenden Forscher, Entdecker, Künstler und in besonderem
Maße die Gründer großer Religionen in der Vergangenheit
wie heute, die jeweils auf ihrem Gebiet diese vier Grundpfeiler gefunden
und darauf aufgebaut haben, zogen daraus weit mehr Kraft und Energie für
ihre Arbeit, als sie von ihrer menschlichen und kulturellen Umgebung bekamen.
Sie brauchten diese Energie und Überzeugung für ihr Überleben.
Ihren Mitmenschen, die oft nur sehr wage erahnten was in diesen Personen
vorging, erschienen sie als Außenseiter, Aufrührer, mehr oder
weniger gefährliche Spinner oder ähnliches. Rückblickend
urteilen wir anders. Oft waren es gerade sie, die ihrer Zeit voraus waren
und die neue Epochen in der Geschichte einleiteten.
Die Kreativität (das schöpferische Potential) auf der einen
Seite und die Ordnungsstrukturen (räumliche Anordnung, zeitliche Abfolge,
aber auch die Denkstrukturen, Logik, Methode..) auf der anderen bilden
die dazugehörige horizontale Achse.
Der kreative Ideenreichtum eines Leonardo da Vinci, seine Methodik, seine Denkweise, aber auch die innere Struktur und die Verwendungsmöglichkeiten von Farbe und Materialien, die er verwendet, bilden die horizontale Achse. Seine Motivation, seine Absicht und die liebevolle Hinwendung auf der einen Seite und die Freude, die nicht nur am Ende steht sondern die Arbeit bereits als Vorfreude begleitet, auf der anderen Seite, bilden die vertikale Achse.
Der kreative Einsatz eines Galilei, seine Denkweise, seine Beobachtungsfähigkeit und die Art der Anwendung seiner Instrumente, bilden die horizontale Achse. Seine Motivation und Hingabe, die tief empfundene Sinnhaftigkeit seines Tuns einerseits, und die große Freude über seine Entdeckungen andererseits, bildeten die vertikale Achse. Wir wissen, daß sich Galilei seiner Entdeckung mehr verpflichtet fühlte als der Meinung seiner Umgebung.
Jeder Art der Kreativität, gleichgültig ob es sich um die Arbeit an einem Computer, die Tätigkeit eines Lehrers oder eines Schülers in der Schule, die Arbeit eines Bauern, der sein Feld bestellt oder die Arbeit einer Mutter, die ihre Kinder betreut und mit allem versorgt was sie brauchen, liegt dieses Muster zugrunde. Immer bilden Kreativität und Methode (Struktur, logische Ordnung...) die horizontale, und die Motivation, die Sinngebung, ein konkreter Zweck, die liebevolle, aufopferungsbereite Hingabe einerseits und die daraus entstehende Vorfreude, die eines Tages zur erfüllten Freude wird andererseits, die vertikale Achse. Dieses Muster zeigt die Grundstruktur sowohl unserer Existenz als auch all unserer Aktivitäten.
So liegt auch allen autonomen Vorgängen innerhalb unseres Körpers,
wie z.B. der Atmung, der Herztätigkeit, der Verdauung, allen Vorgängen
im Gehirn und im Nervensystem dieses Muster zugrunde. Die "Arbeit", die
hier vollbracht wird, ist auch eine Art "gebundener" oder bereits vorgefertigter,
in uns ohne unser bewußtes Zutun hineingelegter Kreativität.
Alle diese Vorgänge folgen genau festgelegten Verhaltensmustern, denen
eine ganz klare Struktur zugrunde liegt. Diese bereits von außen
vorgefertigte und nicht unserem bewußten Willen folgende "Kreativität"
einerseits, und die genauen Verhaltens- und Ablaufmuster (Ordnungsstrukturen)
andererseits, machen die horizontale Achse aus. Das Motiv und die Sinnhaftigkeit,
die von unserem Schöpfer in all diese Abläufe hineingelegt wurden
sowie der Zweck unseres Daseins in seiner Gesamtheit einerseits, und die
Freude, die sowohl für ihn als auch für uns damit ermöglicht
wird andererseits, bilden die dazugehörige vertikale Achse.
Bei einem Musikstück von L.v.Beethoven oder G. Gershwin fällt es uns nicht allzu schwer, die Verbindung vom Werk zum Schöpfer herzustellen. Die Lebensgeschichte dieser Personen ist relativ gut dokumentiert. Sowohl die vertikale als auch die horizontale Achse können wir hier mit einiger Deutlichkeit erkennen.
Beim "Ötzi", einem männlichen Menschenkörper der einige tausend Jahre lang im Gletschereis konserviert wurde, fällt das schon bedeutend schwerer. Wieviel leichter wäre es, wenn wir ihn einfach fragen und er uns antworten könnte. Unsere brennendsten Fragen an ihn sind die, nach der horizontalen und der vertikalen Achse seines Lebens und seiner Zeit. Was hat er gemacht, wie hat er es gemacht, warum hat er es gemacht, und war das Ergebnis seines Tuns Freude und Erfolg oder nicht?
Wenn wir noch weiter in der Geschichte zurückblicken sehen wir, daß auch der Schöpfung des gesamten Universums diese beiden Achsen zugrunde liegen. Um all die Beweggründe, die Motivation, den Zweck und die Sinnhaftigkeit, die Freuden und Erfolge (vertikale Ebene) sowie die Methodik, die Vorgangsweisen, die in Naturgesetze gegossenen Denk- und Vorstellungsmuster und alle Wahrheiten (horizontale Ebene) zu erfassen, wäre es am einfachsten diesen Schöpfer zu konsultieren. Wir verstehen aber die Sprache unseres Schöpfers oft nur sehr undeutlich und schemenhaft. Zwar haben wir die Natur und das Universum, die ja das Werk unseres Schöpfers sind, immer in und um uns - wir stehen beispielsweise über die Atmung und die Nahrungsaufnahme, aber auch über die vielfältigen sinnlichen Wahrnehmungen oder in der Art wie wir unsere Denkweise und unsere Wertvorstellungen der Natur aufzuzwingen versuchen, in ständiger Verbindung zu unserer Umgebung - aber die Fragen werden nicht weniger sondern immer mehr.
Allein die Annahme, daß auch in unserem Schöpfer diese beiden
Achsen existieren, kann sowohl unser Weltbild als auch unsere Vorstellung
von einem Schöpfer und vom Sinn und Zweck der Entstehung des Universums
und des Menschen drastisch verändern.
Im heutigen Verständnis der Ökologie wird dies, zumindest als Trend, bereits deutlich erkannt. Auch die Tatsache, daß die Vielfalt den einzelnen schützt und stärkt, ist unbestritten. Man kennt heute die Auswirkungen der großflächigen Monokulturen auf das ökologische Gleichgewicht. Wo es noch möglich ist wird versucht die letzten, noch übrig gebliebenen natürlichen Gegenden der Welt, wie Urwälder, Steppen, Sumpfgebiete, Wasserflächen usf. unter Schutz zu stellen, um sie so noch, vor der Ausbeutung der weitgehend egoistisch motivierten Wirtschaft, zu retten.
Man erkennt weiters, daß Erholung in der Natur ein großer
Wert ist und sehr positive Auswirkungen auf den streßgeplagten Menschen
hat, daß man die Natur nicht nur verwenden, sondern auch genießen
kann, und daß uns dieses Genießen wieder in Ausgleich zu bringen
vermag. Wir fühlen uns dort wohl, weil wir die ausgeglichene und beruhigende
Schönheit auf uns wirken lassen können, die überall dort
ist, wo die vertikale und die horizontale Achse als harmonische Einheit
miteinander wirken. Auf einem Müllplatz ist das nicht der Fall. Auch
unsere natürliche Abscheu vor Krieg und Gewalt und unsere Achtung
vor dem Edlen und Schönen in der Welt und in der menschlichen Gesellschaft,
zeugen von unserer tiefen Sehnsucht innerhalb dieser vertikalen und horizontalen
Ordnung zu leben.
Letztlich liegt auch jeder einzelnen meiner Aktionen dieses Muster zugrunde. Um beispielsweise einkaufen zu gehen, brauche ich ein klares Motiv, einen alles lenkenden Zweck, dessen Erfüllung meine Sehnsucht befriedigt, als vertikale Achse. Meine Kreativität und die Methode, die Vorgangsweise, (Ordnungsstruktur) um den Einkauf zu tätigen, bildet die dazugehörige Horizontale. Erst wenn beide Achsen in meinem Einkauf erstellt sind, kommt es zur ersehnten Erfüllung. Wie oben erwähnt, begleitet mich das Vertrauen in die Erfüllung meines Zieles als Vorfreude und wächst sozusagen bis zum Erreichen des Zieles ständig mit. Eine angewachsene Vorfreude, der aber letztlich die Erfüllung versagt bleibt, weil beispielsweise das ersehnte Kleidungsstück nicht paßt oder nicht meiner Vorstellung entspricht, verwandelt sich in eine kleinere oder größere Enttäuschung.
Jeder Handgriff den wir machen, jeder Schritt den wir tun, jedes Wort
das wir aussprechen, jeder Plan den wir ausarbeiten folgt diesem Grundmuster
- der Harmonie zwischen vertikaler und horizontaler Achse. Dieses Muster
ist eine Art natürliches Gesetz und je besser wir lernen damit umzugehen,
desto erfolgreicher werden unsere Aktionen.
Der einzige entscheidende Punkt auf den es darüber hinaus noch
ankommt, ist also die Qualität und die Bewertung eines Zweckes, einer
Motivation, einer Absicht sowie die Art meiner Liebe und Hingabe und meiner
Erwartungen.