II. Liebe, Freude, Kreativität und Ordnungsstruktur

 

1. Ein Stabiles Fundament

Unser analytisches Denken mag uns dazu anregen, solche Begriffe zu trennen und klar voneinander abzugrenzen. Wir möchten beispielsweise wissen was Liebe ist und was sie nicht mehr ist, wo Freude beginnt und wo sie endet, was man noch als Kreativität bezeichnen kann und was nicht mehr, beziehungsweise wie eng oder wie offen der Ordnungs- oder Strukturbegriff gesehen werden kann.

Liebe, Freude, Kreativität und Ordnungsstruktur sind aber keine Produkte, die man kaufen kann, von denen es ein Depot gibt, das man durch Schlauheit erwerben oder unter Gewaltanwendung ausrauben kann, um an dessen Inhalt heranzukommen. Nein! Liebe, Freude, Kreativität und Ordnungsstruktur, sind die tragenden Säulen unseres menschlichen Lebens und der menschlichen Wertschöpfung. Sie haben ihren Ursprung im Transzendenten und bedingen einander in ihrer Existenz. Liebe ohne Freude, Kreativität und einer Ordnungsstruktur ist einfach unvorstellbar. Bitte korrigieren Sie mich, falls ich hier nicht richtig liegen sollte, aber eine Liebe freudlos, wirr und ideenarm ist nicht was wir suchen; im Gegenteil, wenn ich jemanden oder etwas von Herzen liebe, sind Freude, Ideenreichtum und Klarheit fast so etwas wie natürliche Begleiter. Mit der Freude verhält es sich ebenso. Ohne Liebe, Kreativität und einer verläßlichen Ordnungsstruktur wird dauerhafte Freude nicht entstehen. Die Kreativität basiert auf liebendem, freudvollem Hineinversetzen und fordert eine klare Ordnungsstruktur in der Abfolge der einzelnen Schritte.

Ein begnadeter Künstler, der seine Arbeit liebt, gebraucht seine schöpferischen Fähigkeiten und hat Freude an seinem Tun. Er ist selbst dann noch von seiner Kunst überzeugt, wenn die Menschen um ihn herum nicht mehr begreifen, was er tut. Vieles von dem, was wir bis in unsere Tage herein als große Kulturgüter der Vergangenheit schätzen, mit denen sich viel Geld machen läßt, entstand in einer Zeit und in einer Umgebung, die diesen Wert nicht erkannte und zu würdigen wußte. Sie haben deswegen Bestand, weil Liebe, (hingebungsvolle Zuwendung) Freude, (große Erwartung) Kreativität, (schöpferischer Ideenreichtum) und Ordnungsstruktur eine klare Methode, die ja allesamt nichtmateriellen Ursprungs sind, ihnen einen unvergänglichen Wert verleiht.

Der Urstoff des Lebens

Nichts auf dieser Welt ist durch Zufall entstanden - kein Auto, keine Maschine, kein Musikstück, kein Haus, keine Brücke, auch keine Regierungs-, Staats- oder Betriebsform, kein Unternehmen, keine Uhr und auch kein Computer. Immer war es eine konkrete Idee, im Normalfall sogar eine ganze Kette solcher Ideen, die mit Liebe, Freude und Kreativität befruchtet, auf einem verläßlichen Ordnungssystem aufbauen und so zu einem Erfolg wurden. Natürlich fällt auf, daß alle genannten Beispiele Resultate menschlicher Kreativität sind, die auf eine aufregende Entwicklungsgeschichte zurückblicken können.

Wie sieht es nun mit den Pflanzen und den Tieren, dem Wasser und der Luft, dem Licht und der Wärme, dem fruchtbaren Mutterboden, ja, dem gesamten Universum aus? Auch hier dürfen wir einen Schöpfer annehmen. Liebe, Freude, Kreativität und Ordnungsstrukturen sind der Urstoff aus dem das Universum und das Leben auf unserer Erde gemacht ist.
 

2. Zweierlei Logik schafft Verwirrung

In unserer materialistisch - orientierten Logik, ist für diesen Schöpfer offiziell wenig oder gar kein Platz. Man ersetzt ihn gerne durch den Urknall, die Ursuppe, die Evolution, den Zufall oder ähnliche Annahmen.

Die menschliche Logik ist da etwas anders als die rein materialistische. Hier war für Gott oder für mehrere Götter immer Platz. Angefangen von den Urreligionen bis hin zu den hochentwickelten Kulturen aller Kontinente wurden höhere Wesen verehrt und angebetet. Ihnen zu Ehren wurden Feste gefeiert, Feiertage eingeführt, und Zeitrechnungen begonnen.

Die rein materialistisch - orientierte Betrachtungsweise konzentriert sich hauptsächlich auf die Ordnungsstrukturen im Universum und sie hat großartige Erkenntnisse gewonnen. Wir wissen heute vieles über das Weltall, die Erde, über Pflanzen und Tiere, über Medizin, Mathematik und Philosophie, über die Verwendung von Rohstoffen und dergleichen mehr.
 

Nüchterne Logik ist nur ein Teil des Ganzen

Versuchen wir einmal, die Liebe, die Freude und die Kreativität neben den logischen Wahrheiten in einer Blume, im Meer, in den Wolken, im Sternenhimmel, in einem Lieblingstier sowie in meinem Ehepartner, in meinen Kindern, meinen Eltern und in allen Mitmenschen wahrzunehmen. Wir werden sehen, daß sich uns die Schöpfung auf eine viel tiefere und vollständigere Weise öffnet, als wenn wir versuchen, lediglich die logischen Strukturen in Aufbau und Funktion unzähliger Einzelheiten zu sehen.

Ein Garten, der mit Liebe und Freude gestaltet ist, wirkt anders auf uns als ein Garten, dem man anmerkt, daß diese Elemente fehlen. Auch in einer Familie spielen Liebe, Freude, Kreativität und Ordnung die tragende Rolle. Eine Arbeit mit Liebe, Freude, Kreativität, klarer Logik und guter Methode gemacht wird eher erfolgreich sein, als eine Arbeit, die lieblos und mißmutig, uninspiriert und schlampig gemacht wurde.

Die herausragenden Forscher, Entdecker, Künstler und in besonderem Maße die Gründer großer Religionen in der Vergangenheit wie heute, die jeweils auf ihrem Gebiet diese vier Grundpfeiler gefunden und darauf aufgebaut haben, zogen daraus weit mehr Kraft und Energie für ihre Arbeit, als sie von ihrer menschlichen und kulturellen Umgebung bekamen. Sie brauchten diese Energie und Überzeugung für ihr Überleben. Ihren Mitmenschen, die oft nur sehr wage erahnten was in diesen Personen vorging, erschienen sie als Außenseiter, Aufrührer, mehr oder weniger gefährliche Spinner oder ähnliches. Rückblickend urteilen wir anders. Oft waren es gerade sie, die ihrer Zeit voraus waren und die neue Epochen in der Geschichte einleiteten.
 

In welchem Verhältnis stehen nun diese vier unzertrennlichen Elemente zueinander?

Die horizontale und die vertikale Achse

Alles was in und um uns existiert, wird getragen von einer vertikalen und einer horizontalen Achse. Die Einheit und das Zusammenwirken beider Achsen sind die Voraussetzung sowohl für die Existenz, als auch für die Sinnhaftigkeit einer Schöpfung. Liebe und Freude bilden dabei die vertikale Achse. Diese Achse kann auch von einem Zweck und dessen Erfüllung, einem Motiv und dessen Verwirklichung, aber auch einer klaren Absicht und dem Erreichen des Beabsichtigten gebildet werden.

Die Kreativität (das schöpferische Potential) auf der einen Seite und die Ordnungsstrukturen (räumliche Anordnung, zeitliche Abfolge, aber auch die Denkstrukturen, Logik, Methode..) auf der anderen bilden die dazugehörige horizontale Achse.
 
 

 

Der kreative Ideenreichtum eines Leonardo da Vinci, seine Methodik, seine Denkweise, aber auch die innere Struktur und die Verwendungsmöglichkeiten von Farbe und Materialien, die er verwendet, bilden die horizontale Achse. Seine Motivation, seine Absicht und die liebevolle Hinwendung auf der einen Seite und die Freude, die nicht nur am Ende steht sondern die Arbeit bereits als Vorfreude begleitet, auf der anderen Seite, bilden die vertikale Achse.

Der kreative Einsatz eines Galilei, seine Denkweise, seine Beobachtungsfähigkeit und die Art der Anwendung seiner Instrumente, bilden die horizontale Achse. Seine Motivation und Hingabe, die tief empfundene Sinnhaftigkeit seines Tuns einerseits, und die große Freude über seine Entdeckungen andererseits, bildeten die vertikale Achse. Wir wissen, daß sich Galilei seiner Entdeckung mehr verpflichtet fühlte als der Meinung seiner Umgebung.

Jeder Art der Kreativität, gleichgültig ob es sich um die Arbeit an einem Computer, die Tätigkeit eines Lehrers oder eines Schülers in der Schule, die Arbeit eines Bauern, der sein Feld bestellt oder die Arbeit einer Mutter, die ihre Kinder betreut und mit allem versorgt was sie brauchen, liegt dieses Muster zugrunde. Immer bilden Kreativität und Methode (Struktur, logische Ordnung...) die horizontale, und die Motivation, die Sinngebung, ein konkreter Zweck, die liebevolle, aufopferungsbereite Hingabe einerseits und die daraus entstehende Vorfreude, die eines Tages zur erfüllten Freude wird andererseits, die vertikale Achse. Dieses Muster zeigt die Grundstruktur sowohl unserer Existenz als auch all unserer Aktivitäten.

So liegt auch allen autonomen Vorgängen innerhalb unseres Körpers, wie z.B. der Atmung, der Herztätigkeit, der Verdauung, allen Vorgängen im Gehirn und im Nervensystem dieses Muster zugrunde. Die "Arbeit", die hier vollbracht wird, ist auch eine Art "gebundener" oder bereits vorgefertigter, in uns ohne unser bewußtes Zutun hineingelegter Kreativität. Alle diese Vorgänge folgen genau festgelegten Verhaltensmustern, denen eine ganz klare Struktur zugrunde liegt. Diese bereits von außen vorgefertigte und nicht unserem bewußten Willen folgende "Kreativität" einerseits, und die genauen Verhaltens- und Ablaufmuster (Ordnungsstrukturen) andererseits, machen die horizontale Achse aus. Das Motiv und die Sinnhaftigkeit, die von unserem Schöpfer in all diese Abläufe hineingelegt wurden sowie der Zweck unseres Daseins in seiner Gesamtheit einerseits, und die Freude, die sowohl für ihn als auch für uns damit ermöglicht wird andererseits, bilden die dazugehörige vertikale Achse.
 

Das Werk und sein Schöpfer

Am Resultat oder am Ergebnis erkennt man die Absichten, den Zweck und das Motiv eines Urhebers oder eines Schöpfers.

Bei einem Musikstück von L.v.Beethoven oder G. Gershwin fällt es uns nicht allzu schwer, die Verbindung vom Werk zum Schöpfer herzustellen. Die Lebensgeschichte dieser Personen ist relativ gut dokumentiert. Sowohl die vertikale als auch die horizontale Achse können wir hier mit einiger Deutlichkeit erkennen.

Beim "Ötzi", einem männlichen Menschenkörper der einige tausend Jahre lang im Gletschereis konserviert wurde, fällt das schon bedeutend schwerer. Wieviel leichter wäre es, wenn wir ihn einfach fragen und er uns antworten könnte. Unsere brennendsten Fragen an ihn sind die, nach der horizontalen und der vertikalen Achse seines Lebens und seiner Zeit. Was hat er gemacht, wie hat er es gemacht, warum hat er es gemacht, und war das Ergebnis seines Tuns Freude und Erfolg oder nicht?

Wenn wir noch weiter in der Geschichte zurückblicken sehen wir, daß auch der Schöpfung des gesamten Universums diese beiden Achsen zugrunde liegen. Um all die Beweggründe, die Motivation, den Zweck und die Sinnhaftigkeit, die Freuden und Erfolge (vertikale Ebene) sowie die Methodik, die Vorgangsweisen, die in Naturgesetze gegossenen Denk- und Vorstellungsmuster und alle Wahrheiten (horizontale Ebene) zu erfassen, wäre es am einfachsten diesen Schöpfer zu konsultieren. Wir verstehen aber die Sprache unseres Schöpfers oft nur sehr undeutlich und schemenhaft. Zwar haben wir die Natur und das Universum, die ja das Werk unseres Schöpfers sind, immer in und um uns - wir stehen beispielsweise über die Atmung und die Nahrungsaufnahme, aber auch über die vielfältigen sinnlichen Wahrnehmungen oder in der Art wie wir unsere Denkweise und unsere Wertvorstellungen der Natur aufzuzwingen versuchen, in ständiger Verbindung zu unserer Umgebung - aber die Fragen werden nicht weniger sondern immer mehr.

Allein die Annahme, daß auch in unserem Schöpfer diese beiden Achsen existieren, kann sowohl unser Weltbild als auch unsere Vorstellung von einem Schöpfer und vom Sinn und Zweck der Entstehung des Universums und des Menschen drastisch verändern.
 

Ausbeutung unterbricht den natürlichen Kreislauf und schafft Endprodukte

Die Natur ist nicht von egoistisch motivierter Ausbeutung, die oft unseren Aktionen zugrunde liegt, geprägt, sondern vom Zusammenwirken vieler Faktoren die auf einen klaren Zweck ausgerichtet sind - nicht von kurzsichtigem, egoistischem Individualismus, sondern von großzügigen, artenreichen Strukturen. In der Regel bilden die vertikale und die horizontale Achse eine unzertrennbare Einheit, die auch im Zusammenleben und Zusammenwirken der Arten als stabiles Element erkennbar ist.

Im heutigen Verständnis der Ökologie wird dies, zumindest als Trend, bereits deutlich erkannt. Auch die Tatsache, daß die Vielfalt den einzelnen schützt und stärkt, ist unbestritten. Man kennt heute die Auswirkungen der großflächigen Monokulturen auf das ökologische Gleichgewicht. Wo es noch möglich ist wird versucht die letzten, noch übrig gebliebenen natürlichen Gegenden der Welt, wie Urwälder, Steppen, Sumpfgebiete, Wasserflächen usf. unter Schutz zu stellen, um sie so noch, vor der Ausbeutung der weitgehend egoistisch motivierten Wirtschaft, zu retten.

Man erkennt weiters, daß Erholung in der Natur ein großer Wert ist und sehr positive Auswirkungen auf den streßgeplagten Menschen hat, daß man die Natur nicht nur verwenden, sondern auch genießen kann, und daß uns dieses Genießen wieder in Ausgleich zu bringen vermag. Wir fühlen uns dort wohl, weil wir die ausgeglichene und beruhigende Schönheit auf uns wirken lassen können, die überall dort ist, wo die vertikale und die horizontale Achse als harmonische Einheit miteinander wirken. Auf einem Müllplatz ist das nicht der Fall. Auch unsere natürliche Abscheu vor Krieg und Gewalt und unsere Achtung vor dem Edlen und Schönen in der Welt und in der menschlichen Gesellschaft, zeugen von unserer tiefen Sehnsucht innerhalb dieser vertikalen und horizontalen Ordnung zu leben.
 

Erfolgreich sein

Die großen Errungenschaften sowohl in der Forschung als auch in der Weltanschauung, bauen auf dieser Ordnung auf. Viele Entdeckungen haben ihren Ausgangspunkt in einer Ahnung, die sich dann zu einer "Hypothese" erhärtet. Diese Hypothese bildet mit dem zu erwartenden Erfolg die vertikale Achse. Zum Erreichen des gewünschten Zieles sind aber noch der Einsatz des gesamten mobilmachbaren schöpferischen Potentials (Kreativität) unter Einhaltung genauer wissenschaftlicher Methode und Vorgangsweise (Ordnungsstruktur) als horizontale Achse nötig. Viele Forscher konnten, zumindest in Teilbereichen, die horizontale und die vertikale Achse entdecken und dadurch bahnbrechendes für die Menschheit und die Zukunft leisten.

Letztlich liegt auch jeder einzelnen meiner Aktionen dieses Muster zugrunde. Um beispielsweise einkaufen zu gehen, brauche ich ein klares Motiv, einen alles lenkenden Zweck, dessen Erfüllung meine Sehnsucht befriedigt, als vertikale Achse. Meine Kreativität und die Methode, die Vorgangsweise, (Ordnungsstruktur) um den Einkauf zu tätigen, bildet die dazugehörige Horizontale. Erst wenn beide Achsen in meinem Einkauf erstellt sind, kommt es zur ersehnten Erfüllung. Wie oben erwähnt, begleitet mich das Vertrauen in die Erfüllung meines Zieles als Vorfreude und wächst sozusagen bis zum Erreichen des Zieles ständig mit. Eine angewachsene Vorfreude, der aber letztlich die Erfüllung versagt bleibt, weil beispielsweise das ersehnte Kleidungsstück nicht paßt oder nicht meiner Vorstellung entspricht, verwandelt sich in eine kleinere oder größere Enttäuschung.

Jeder Handgriff den wir machen, jeder Schritt den wir tun, jedes Wort das wir aussprechen, jeder Plan den wir ausarbeiten folgt diesem Grundmuster - der Harmonie zwischen vertikaler und horizontaler Achse. Dieses Muster ist eine Art natürliches Gesetz und je besser wir lernen damit umzugehen, desto erfolgreicher werden unsere Aktionen.
 

Aufbau und Zerstörung folgen ähnlichen Erfolgsmustern

Man kann sagen, daß dieses Muster das Erfolgsmuster schlechthin ist. Dennoch fehlt noch das Wesentlichste, denn dieses Muster ist eben nur eine Methode um etwas zu erreichen. Wie bereits weiter oben erwähnt, werden damit gute, wie zerstörerische Ziele erfüllbar. Auch Kriege ( nationale, kulturelle, wirtschaftliche, ideologische sowie alle Formen der Kleinkriege in Nachbarschaft, Verwandtschaft und Familie bis zu den Auseinandersetzungen zwischen Gut und Böse, Ehrlichkeit und Unehrlichkeit in mir selbst) sind nach diesem Muster erfolgreich. Jeder, der gelernt hat dieses Muster in seinem Leben anzuwenden, kann damit seine Ziele erreichen.

Der einzige entscheidende Punkt auf den es darüber hinaus noch ankommt, ist also die Qualität und die Bewertung eines Zweckes, einer Motivation, einer Absicht sowie die Art meiner Liebe und Hingabe und meiner Erwartungen.